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Montag, 22. August 2011

Eine Hommage an eine 117-jährige

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Gemütlich in der Wiese liegen, ein kühles Bier schlürfen, während man ein leidenschaftliches Fußballspiel verfolgt und dabei das Panorama von Wien genießt. Dieses Gefühl kann man nur haben, wenn man auf der altehrwürdigen Hohen Warte zu Gast ist und sich dort ein Spiel des First Vienna Football-Club ansieht:

117 Jahre Tradition und Kuriositäten

Die Historie der Blau-Gelben ist von Tradition und vielen Kuriositäten geprägt: Am 22. August 1894 von englischen Gärtnern des Barons Rothschild gegründet, wurde am selben Tag das Logo, das bis heute die Dressen der Döblinger ziert, präsentiert. Dieses ist eine Anlehnung an das Wappen der Isle of Man, wo ein Großteil der Gärtner herkam. Auch die Vereinsfarben waren schnell gefunden: Blau-Gelb wie jene Farben im Familienwappen der Rothschilds. Die Unterlagen zur Anmeldung des Vereines wurden zeitlich mit dem Vienna Cricket and Football-Club (einem Vorläufer der Austria) eingereicht, da diese jedoch früher bearbeitet wurden, durfte man - im Gegensatz zu den Cricketern -fortan den Titel „First“ im Namen tragen.

Wer nun glaubt, dass nun alles eine Leichtigkeit war, der irrt gewaltig: Der Fußballsport war anfangs noch verpönt, weil er als primitiver Arbeitersport gesehen wurde. Dies hatte zur Folge, dass zum Beispiel die Studenten, welche sich bald für den Fußball und die Vienna begeisterten, mit falschen Bärten spielten, um nicht erkannt zu werden. Übrigens haben sich Intellektuelle schon immer wohl auf der Hohen Warte gefühlt. Um diese Tradition zu wahren, hatte man als Student bis vor ein paar Jahren sogar noch gratis Eintritt bei den Heimspielen der Vienna. Einfach weltmeisterliche, genauso wie das Gastspiel des WM-Torschützenkönigs und Weltmeister von 1978 Mario Kempes, der 1986 die Fußballschuhe für die Vienna geschnürt hat und dabei in 20 Spielen immerhin 7 Tore geschossen hat.

Leider lässt der sportliche Erfolg des ältesten Fußballvereines unseres Landes etwas zu wünschen übrig, zwar konnte 2009 der Wiederaufstieg in die zweithöchste Spielklasse geschafft werden, an die glorreiche Vergangenheit der 117-jährigen Vereinsgeschichte konnte man damit aber nicht ganz anschließen. Der letzte von insgesamt 6 Meistertiteln wurde 1955 gefeiert und liegt damit schon lange zurück. Neben 3 Österreichischen Cupsiegen, konnte 1943 sogar der Deutsche Pokal  bzw. 1931 der Mitropapokal erobert werden. Diese Glanzzeiten gehören leider der Vergangenheit an, die Erstklassigkeit ist zu weit entfernt, das tägliche Brot heißt: Kampf um den Klassenerhalt.

Idylle Hohe Warte anno dazumal und heute

Eng mit dem Verein verbunden ist auch das Stadion Hohe Warte, in dem man seit 1921 spielt. Wo einst knapp 90.000 Zuseher die Länderspiele der Österreichischen Nationalmannschaft im damals modernsten Stadion Kontinentaleuropas verfolgten, ist es jetzt etwas ruhiger und beschaulicher geworden. Das üppige Naturstadion ist gerade einmal noch für 5.500 Zuseher zugelassen, doch zu normalen Heimspielen verlieren sich kaum einmal mehr als 2.000 Zuseher.

Dennoch ist ein Besuch auf der Hohen Warte immer wieder aufs Neue ein Erlebnis. Nicht alleine wegen des malerischen, traditionsreichen Stadions, nein auch wegen der Stimmung die bei den Heimspielen der Vienna herrscht. Die kleine aber feine Fanszene der Vienna sorgt stets für einen sehr eigenwilligen „britischen“ Support. Werden in anderen Stadien zumeist die gleichen Lieder geträllert, bedienen sich die blau-gelben Fans Klassikern wie „Yellow Submarine“ von den Beatles oder dem Titel Song des TV Spielfilms „The Adams Family“, welche sie kurzerhand zu Vienna Liedern umfunktionieren. Gänsehautatmosphäre ist spätestens dann garantiert, wenn die Vienna Supporters zu den Klängen eines Dudelsackes rhythmisch auf den Sitzbänken stampfen und damit die HoWa zum Beben bringen. Ab und an kommt man sogar in den Genuss einer Pyro-Show, welche aber eher als sarkastischer Seitenhieb auf die grob-fahrlässigen Auswüchse im Profifußball gesehen werden kann, weil es nicht um das Hineinschmuggeln und das illegale Abfeuern von hochgefährlichen Feuerwerkskörpern geht, sondern darum einen netten Fußballabend mit ein paar kleinen ungefährlichen römischen Lichtern ausklingen zu lassen.

Man könnte noch viele andere Dinge aufzählen, die den Verein, die Fans oder das Stadion der Vienna so liebenswert machen, doch manche Dinge kann man nicht in Worte fassen, man muss sie einfach live erleben. Deshalb: Alles Gute First Vienna Football-Club zum 117-jährigen Geburtstag, weiterhin viel Erfolg, damit man Tradition und Leidenschaft auch weiterhin in Wien-Döbling bestaunen darf.

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