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Montag, 5. September 2011

Sie zogen einst in die Welt hinaus …

… um dann mit leeren Händen nach Hause zurückzukehren. Nicht wenige österreichische Nachwuchshoffnungen ereilte einst ein Lockruf von internationalen Vereinen, denen sie sofort erlegen waren. Die Liste jener die ihr Glück im Ausland im Ausland versuchten, ist lange, die Liste jener die es geschafft haben sich dort durchzusetzen, dagegen erschreckend kurz. Folglich gibt es eine große Anzahl an Fußballern deren Auslandsabenteuer als gescheitert gesehen werden können.

Stern des Südens

David Alaba ist eine Ausnahmeerscheinung. Nicht nur beim FC Bayern, sondern auch unter den österreichischen Nachwuchsspielern. Er hat gezeigt, dass man mit Talent und Wille sehr viel erreichen kann und sogar bei einem internationalen Großklub zu seinen Einsatzminuten kommen kann und das trotz seines noch jungen Alters. Seine Bilderbuchkarriere sollte man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Mit 15 schon Stammspieler bei den Austria Amateuren in der Ersten Liga, im gleichen Alter als jüngster Spieler aller Zeiten auf der Bank in der Bundesliga Platz genommen, sofort von den Bayern geholt, dort gleich einmal ein paar Nachwuchsstufen übersprungen, Top-Leistungen in der 3. Liga gebracht, in der Bundesliga und Championsleague als jüngster Spieler aller Zeiten bei den Bayern debütiert und diesen Rekord dann auch noch bei der österreichischen Nationalmannschaft wiederholt. Einfach Wahnsinn. Er könnte noch einen Segen für unseren Fußball sein, denn er ist unbestritten ein Jahrhunderttalent.

Genau darin liegt sein Erfolgsgeheimnis: Er ist eben ein Jahrhunderttalent und nicht wie die meisten anderen österreichischen Auslandsnachwuchskicker nur einer der besseren eines Jahrganges. Folglich konnten sich neben Alaba nur sehr wenige Österreicher wirklich im Nachwuchs eines ausländischen Vereines durchsetzen: Stranzl ist wohl der nächstbessere Kicker, dann kommen mit Abstrichen Baumgartlinger, Beichler, Salmutter und Prager, die über den Umweg Heimat im Profifußball Fuß gefasst haben.

Der hot woin sei Glick probiern

Kennen Sie noch Volkan Kahraman? Er ist ein Paradebeispiel für eine verkorkste Karriere. Einst vom Nachwuchs der Wiener Austria zu Feyenoord Rotterdam in die große weite Welt hinausgezogen, um nach einigen Lehrjahgen – oder waren es Leerjahre – nach Österreich zurückzukehren, um dann ganz kurz für Furore zu sorgen eher er sich sang und klanglos wieder in die Weiten des Amateurfußballs zurückgezogen hat. Mit 31 Jahren hat er es immerhin auf stolze 19 Vereinswechsel gebracht. Seine Fußballschuhe schnürt er aktuell bei Besiktas, jedoch nicht beim Großverein aus Istanbul, sondern dem Namensvetter aus Wien der irgendwo im Wiener Unterhaus herumkrebst.

Doch er ist nicht der einzige, der scheinbar alles falsch gemacht hat: Sascha Pichler sollte einst die Lücke in Österreichs Sturm füllen, die Toni Polster hinterlassen hatte. Die Hoffnung war groß, sein Talent auch. Bei der U-17 EM sogar Torschützenkönig geworden, ging es steil bergauf mit dem Jungspund. Im Alter von nur 16 Jahren unter Christoph Daum sein Debut in der einstigen Millionentruppe der Austria gefeiert, Hals über Kopf in Bella Italia verliebt und ohne zu zögern zum AC Florenz gewechselt. Der italienische Charme verpuffte aber sehr schnell, wovon nicht nur viele leidgeprüfte Frauen ein Lied singen können. Nach einem 2-jährigen erfolglosen Gastspiel ohne jegliche Einsätze in der Kampfmannschaft, zog er die Reißleine und wechselte zum LASK. Auch dort war Sand im Getriebe, den wenigen Einsatzminuten in Kampfmannschaft standen dagegen viele in bei den Amateuren in der Landesliga gegenüber. Heute kickt er immerhin in der Regionalliga, wo er es letzte Saison sogar auf 6 Tore gebracht hat.

Diese beiden Negativ-Paradekarrieren sollten eigentlich ein warnendes Beispiel für so machen Jungkicker sein, sind es aber leider nicht.

Ein Lied mehr zur Lage der Nation

Doch wie sieht es aktuell mit unseren Nachwuchshoffnungen aus? Nicht wenige können ganze Trauerarien singen. Mittelstürmer Phillip Prosenik zum Beispiel: Bei Rapid am Sprung zur Kampfmannschaft gestanden – der nach den Transfers des Sturmduos Hoffer-Maierhofer wohl nur eine Frage der Zeit gewesen wäre – vom großen Namen Chelsea blenden lassen und nach London übersiedelt. Zwischenzeitlich hat es der Stürmer dort auf 9 Einsätze (nur 2 von Anfang an) im Nachwuchs gebracht und dabei auch nur ein mageres Tor geschossen. Gegenüber österreichischen Medien gibt er sich aber stets zuversichtlich, dass er dort seinen großen Durchbruch schaffen wird – keep on living in a dream world. 

Ähnlich große Töne spuckt auch Christoph Knasmüller. Die Wiener Austria war ihm einst nicht gut genug und so wechselte er zum großen FC Bayern. Dort wurde ihm sogar außerordentliches Talent, allerdings auch mangelnde Professionalität von Nachwuchsexperten Hermand Gerland attestiert. Weil es eben an der Einstellung haperte, fiel er an der Säbener Straße bald in Ungnade, doch Supertalent Knasmüller hatte schon einen Plan B in der Tasche und wechselte sensationell zu Inter Mailand. Natürlich wird er dort für die Kampfmannschaft aufgebaut, war aus seinem Mund zu hören. Ex-Inter-Legnionär Schneckerl Prohaskas Meinung fiel schon damals weniger optimistisch aus, sein Fazit war sehr kurz: Wer in der Gazzetta dello Sport bei den Transfers nicht aufscheint, der wird auch nicht für die Kampfmannschaft verpflichtet, war aus seinem Mund zu hören. Er sollte Recht behalten, nach einem Kurzgastspiel in der Modestadt befand sich „Knasi“ bis vor kurzem auf Vereinssuche und heuerte vor ein paar Tagen in der zweiten Deutschen Liga bei Ingolstadt an – vielleicht wird’s ja diesmal was mit der Kampfmannschaft.

Doch falls es die beiden tröstet, sie befinden sich in guter Gesellschaft und teilen ihr Schicksal mit den meisten anderen Exil-Nachwuchshoffnungen, die nicht aus den Fehlern ihrer Vorgänger lernen wollen …

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