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Freitag, 9. September 2011

Totgesagte leben länger - Ein Dorfklub auf der Überholspur!


Als die Union Polling 2007 aufgrund eines Formalfehlers vom Verband mit einer beträchtlichen Geldstrafe und 7 Minuspunkten drakonisch bestraft wurde, schien der Verein bereits dem Untergang geweiht:

Der beinharte Kampf ums Überleben

Ein verpatzter Generationenwechsel und eine vom Pech gezeichnete Hinrunde sorgten dafür, dass man im Herbst 2007 nur ein mageres Unentschieden holte und damit mit Minus 6 Punkten überwintern musste. Seit damals hielt sich das Gerücht hartnäckig, dass es nur mehr eine Frage der Zeit sei, bis der Spielbetrieb eingestellt werden würde. Doch trotz der sportlichen Misere krempelten die Verantwortlichen die Ärmel noch einmal hoch und versuchten mit den wenigen finanziellen Mitteln und Spielern die noch übrig blieben, den Kopf noch einmal aus der Schlinge zu ziehen. Immerhin reichte es in der Rückrunde mit einer kräftigen Portion Kampfgeist - mit der man mangelndes Talent wettmachte - zu 2 Siegen, dennoch belegte man am Ende den letzten Platz in der letzten Klasse.

Prädikat unabsteigbar – tiefer geht’s nicht mehr

Im Sommer 2008 versuchte man sich nach Mitteln zu verstärken, um in der Tabelle wieder weiter nach vorne zu kommen. Obwohl man fußballerisch über weite Strecken mit den meisten Teams durchaus mithalten konnte, lag es am Ende doch immer wieder an der mangelnden Routine der Truppe, die sich aus vielen jungen Spielern, denen teilweise jegliche fußballerische Vorerfahrungen fehlten, zusammensetzte. Man holte zwar in dieser Saison beachtliche 20 Punkte, aufgrund der schlechteren Tordifferenz belegte man aber abermals den letzten Platz, was nicht nur am Selbstvertrauen nagte, sondern auch die Gerüchte über eine baldige Auflösung weiter anheizte.

11 Freunde müsst ihr sein – Zusammenhalt in schwieriger Situation

Den Gerüchten zum Trotz wurde in der Saison 2009/10 dennoch mit dem Neubau des Sportheims begonnen. Für viele in Anbetracht der prekären sportlichen Situation ein Schildbürgerstreich. Auch fußballerisch lief es weiter nicht nach Plan, auch der dritte Trainer (exkl. Interimstrainer) vermochte den Karren nicht so richtig aus dem Dreck zu zerren. Am Ende hatte man wieder aufgrund der schlechteren Tordifferenz das Nachsehen und damit einen traurigen Hattrick geschafft, nämlich zum dritten Mal in Folge Letzter zu werden. Natürlich vermochten die Auflösungsgerüchte weiter nicht zu verstummen, doch eines war zu diesem Zeitpunkt bereits sichtbar: Auch wenn die Union Polling sportlich letztklassig war, der Zusammenhalt war schon damals erstklassig.

Mit dem Neubau neue Impulse – Rote Laterne ade

Die Saison 2010/11 stand ganz im Zeichen des neugebauten Sportheims und im Kampf darum, endlich die rote Laterne loszuwerden, die man mittlerweile über Jahre gepachtet hatte. Doch nicht nur das Sportheim war neu: auch ein neuer Mann auf der Trainerbank sollte die Union Polling wieder auf die Erfolgsspur bringen. Doch es war weiter Sand im Getriebe, als man knapp vor Ende der Saison wieder einmal den letzten Platz belegte, hatten sich viel schon mit ihrem Schicksal abgefunden und die Stimmen, die wieder einmal die Auflösung prophezeiten, wurden immer lauter. Doch am vorletzten Spieltag passierte etwas absolut unerwartetes: Mit einem Unentschieden überholte man einen Konkurrenten, der mit 2 Niederlagen die Saison beendete. Schwer zu glauben, aber das Erreichen des Vorletzten Platzes im Endklassement war ein riesen Achtungserfolg und wie ein Balsam auf die geschundene Pollinger Seele.

Ein Sommermärchen – Die Tabelle auf den Kopf gestellt

Mit diesem Erfolg im Rücken und ein paar Neuverpflichtungen spielt die Union Polling heuer plötzlich groß auf. Nach 3 Spieltagen stehen ebenso viele Siege zu buche. Damit hat man die Tabelle auf den Kopf gestellt und rangiert auf einmal auf Platz 1 – ein wahres Sommermärchen. Eine gerechte Entlohnung für die harte Arbeit. Geht es nach den Pollingern, sollte das noch lange so bleiben. Es wäre Jochen Lohberger (über all die Jahre die gute Seele des Vereines), Trainer Stefan Putta, den Spielern und allen anderen welche die Union Polling auf ihrem jahrelangen Leidensweg begleitet und unterstützt haben, jedenfalls von Herzen zu wünschen!

Leichte ausländische Spezialitäten oder deftige Hausmannskost?


Die Fehler die im Nachwuchsbereich gemacht werden (Siehe Ursachenforschung Teil 1 und Teil 2) sind mit Sicherheit nicht die einzigen, die dafür verantwortlich sind, dass unser Fußball nicht besser ist, als wir es gerne hätten. Gerade beim Übergang vom Jugendbereich in die Kampfmannschaft werden weitere große Fehler gemacht:

Wo ein Wille da ein Weg

Zu aller erst muss man natürlich beim Spieler selbst ansetzen, denn wie heißt es so schön: „Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied!“ Doch leider lässt die Einstellung so manches Nachwuchskickers sehr zu wünschen übrig. Oftmals strotzen schon die jungen BNZ-Kicker gerade so vor Selbstvertrauen und Starallüren. Kein Wunder, dass sich diese dann nicht wie gewünscht weiterentwickeln, wenn sie schon in Jugendjahren viel zu zufrieden mit sich selber sind. Das bedingungslose Streben nach Erfolg, das man einfach braucht um ganz nach oben zu kommen, ist für viele ein Fremdwort. Deshalb bleiben die Jungkicker auch dann meist irgendwo in ihrer Entwicklung stecken, während andere mit viel weniger Talent diese Motivation mitbringen und infolgedessen ihren Weg machen. Die Herren Stranzl, Scharner und Pogatetz untermauern diese Theorie. Dies ist natürlich nur die eine Seite der Medaille, dass es am Spieler selbst liegt, ob er eine erfolgreiche Karriere macht oder nicht. Nichts desto trotz ist es aber vor allem die Aufgabe der Vereine, diese Spieler zu formen, auf sie einzuwirken und sie somit an die Kampfmannschaft heranzuführen, wobei wohl genau da die meisten Fehler gemacht werden.

Der Kellner vom Plattensee als Chancentod

Der aktuelle Kandidat für den österreichischen Teamchef Posten überraschte einmal mit folgender Aussage: "Der österreichische Fußball ist sukzessive in eine schwierige Situation geschlittert, weil sehr viele durchschnittliche Ausländer gekauft worden sind. Da fahren Vereinspräsidenten an den Plattensee auf Urlaub und bringen sich dann vier Kellner mit." Zwar sind diese Zeiten etwas vorbei und der Ausländeranteil ist von Jahr zu Jahr gesunken, dennoch hat unser Fußball bis heute mit den Folgen zu Kämpfen. Gerade bei den finanziell besser situierten Vereinen ist erkennbar, dass sie nur wenig Mut dazu haben, ihre Nachwuchstalente ins kalte Wasser zu werfen, als es bei den kleineren Vereinen der Fall ist. Gerade bei Ligakrösus Salzburg (bzw. Stronach’s Austria) war das in den letzten Jahren am deutlichsten zu sehen, dass sie zwar viel Geld in die Ausbildung der Nachwuchsspieler stecken, ihre Ansprüche aber einfach zu hoch sind, um das Experiment zu wagen, ihren Nachwuchstalenten eine ernsthafte Chance in der Kampfmannschaft zu geben, um sich dort zu beweisen.

Dies könnte eine mögliche Erklärung dafür sein, dass wir zwar bis zur U20 international durchaus mithalten können, aber dann immer weiter zurückfallen, weil sie den Sprung in die Kampfmannschaft einfach versäumen. Ein weiterer Grund könnte auch jener sein, dass die Jungkicker viel zu lange bei den 1B Teams schmoren, wo sie unter gleichaltrigen behäbig und geschützt aufgebaut werden, anstatt dem Konkurrenzkampf der „Ersten“ ausgesetzt zu werden. Es mag zwar sein, dass sich diese Aussage auf den ersten Blick etwas mit dem Absatz 1 widerspricht, bei genauerer Betrachtung tut es das aber nicht: Dabei geht es nämlich in erster Linie darum, dass sich die Nachwuchsspieler nur dann wie gewünscht weiterentwickeln können, wenn sie unter einer Konkurrenzsituation beweisen müssen, bei der sie eine ernsthafte Chance haben, sich durchzusetzen. Zu dieser Erkenntnis sind die Wiener Großklubs Austria und Rapid bereits gelangt, sie verleihen immer mehr Nachwuchstalente (Übersicht über ihre Leihgaben) an kleinere Vereine. Diese können sich dort ihre Sporen verdienen, um als gestandene Spieler zu ihren Stammvereinen zurückzukehren.

Ein spieltheoretischer Ansatz

Dass der Weg in die Kampfmannschaft meist ein steiniger ist, liegt auf der Hand. Die Vereine sollten es den Spielern dabei aber weder zu leicht machen, noch ihnen unnötige Hürden in den Weg stellen. Die angesprochenen Kooperationen mit kleineren Ausbildungsvereinen ist nur eine Möglichkeit einer kleinen Hilfestellung. Allgemein liegt es wiederum am Kaufverhalten, das nicht nur die Wirtschaft sondern auch den Fußball steuert. Die Vereine sollten sich bewusst sein, welche Signale sie mit ihrer Transferpolitik setzen. Als Positivbeispiel könnte man hier Sturm Graz erwähnen, die in finanziell schweren Zeiten aus der Not eine Tugend machten, und mit großem Erfolg auf ihre Nachwuchskicker setzten. Damit haben sie ein Exempel statuiert, das immer mehr Nachahmer findet.

Doch leider hielten sich nicht alle an diesen fairen Wettbewerb, indem sie ihr Glück zuerst im eigenen Nachwuchs suchten. Speziell bei den Vereinen die in Abstiegssorgen geraten sind, war ein deutlicher Trend dazu zu erkennen, dass sie wieder vermehrt zweite- oder dritte Wahlspieler aus dem Ausland holten (siehe zB.: Transferpolitik Altach bzw. LASK . Mit diesen Panikkäufen die meist im Winter getätigt wurden, versuchten sie mit aller Gewalt die Klasse zu halten und zwangen damit auch ihre Konkurrenten zum Handeln, die ebenfalls wenig talentierte Leute aus dem Ausland holten und sie den einheimischen Spielern vorsetzen. Darunter litt wiederum die Qualität der Bundesliga zunehmend, was auch an der meist destruktiven Spielweise dieser Klubs lag.

Rustikale einheimische Kost ist kein Exportschlager

„Was ist Härte?“ hatte Helmut Qualtinger einst gefragt und seine rhetorische Frage folgendermaßen beantwortet: „Kapfenberg gegen Simmering!“ Diese Aussage verstand er als Seitenhieb auf das fußballerische Kräftemessen der beiden Klubs, die weniger ob ihrer technischen Fähigkeiten, als durch ihre harte Spielweise auffielen. Diese Aussage ist auch insofern heute noch von Bedeutung, als der Fußball und damit die österreichische Liga einfach von der Konkurrenz lebt und im besten Fall auch profitiert. Leider wird es nicht alleine ausreichen, die einheimischen Talente im Profifußball besser zu integrieren bzw. eine bewusstere Transferpolitik zu machen, ohne die Spielweise zu verändern. Nur wenn das Niveau der Spiele gehoben wird, werden unsere Spieler und Vereine davon profitieren und damit besser mit der internationalen Konkurrenz mithalten können. So lange sich aber bestimmte Klubs rein über den Kampf und einer destruktiven Spielweise den Klassenerhalt sichern, so lange wird auch unsere Liga - und in weiterer Folge das Nationalteam - stagnieren.

Die logische Konsequenz die sich daraus ableitet, ist jene, dass unsere Vereine folglich ihre Müh und Not damit haben, bei internationalen Vergleichen mitzuhalten. Das nächste Problem ist aber wiederum, dass gerade die Spieler dieser Vereine im Schaufenster stehen und sich somit für einen internationalen Transfer empfehlen könnten, wovon der österreichische Fußball wieder immens profitieren könnte. Fasst man all diese Erkenntnisse zusammen, dann sieht man wie viele Faktoren den Erfolg des heimischen Fußball im In- und Ausland beeinflussen und weshalb wir besser heute als morgen Maßnahmen zur Verbesserung einleiten müssen, um unseren Fußball jenen Stellwert zukommen zu lassen, den er unserer Meinung nach haben sollte.

Donnerstag, 8. September 2011

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr!

Nun ist es leider traurige Gewissheit, unser Nationalteam hat zum sechsten Mal in Folge die Qualifikation für ein Großereignis verpasst. Damit befindet sich unser Fußball nun schon seit den 90ger Jahren des letzten Jahrtausends in der Bedeutungslosigkeit. Dass man sich aufgrund dieser traurigen Serie nicht mehr länger auf den Zufall oder das Pech ausreden kann, sondern eine Ursachenforschung betreiben muss, liegt auf der Hand (siehe auch Ursachenforschung Teil 1 „Talente die zu früh ins Auslandwechseln“). Teil 2 beschäftigt sich mit der Nachwuchsarbeit an sich:

Die ersten Schritte am Fußballplatz

Nicht selten kommt es vor, dass die Kinder früh vom Vater auf den Fußballplatz geschickt werden, weil er sich damit den Kindheitstraum erfüllen will, der ihm verwehrt wurde, nämlich Profifußballer zu werden. Dies ist mit Sicherheit die falsche Motivation. Fußball ist ein Spiel, es sollte Spaß machen, man sollte es gern und aus freien Stücken spielen und nicht, weil man dem Herrn Papa damit einen Gefallen tun will. Leider geht aber dieser Spaß oft schon sehr früh verloren. Dazu braucht man sich nur ein Nachwuchsspiel ansehen, wo schon bei den 10-jährigen von den Erwachsenen Gehässigkeiten geschürt werden, als ginge es um Leben oder Tod, was bei Duellen zwischen FC Kikritspotschn und Union Hinterdupfing an Lächerlichkeit kaum noch zu überbieten ist.

Doch diese gelebte Gehässigkeit ist bei weitem nicht der einzige Fehler, der im Nachwuchsbereich gemacht wird: Neben der Vermittlung von Freude am Fußballspiel ist es sehr entscheidend, dass man den Kindern früh die Grundlagen des Sports beibringt. Gewisse Dinge wie Körperkoordination kann man nur in jungen Jahren richtig lernen, deshalb sollte man auch so früh wie möglich damit beginnen, diese Fähigkeiten zu lehren. Die weiteren Dinge die einem Nachwuchskicker Step by Step beigebracht werden müssen, sind Teamgeist und technische Fähigkeiten. Kampfgeist und Kondition dagegen sollten dagegen erst im Jugendalter forciert werden und damit den Übergang zum Erwachsenenalter markieren. Leider ist im österreichischen Nachwuchsfußball oft genau das Gegenteil der Fall und es werden damit Fehler begangen, die im Nachhinein irreparabel sind. Dass Taktik im modernen Fußball immer wichtiger wird und deshalb schont im Nachwuchs gelehrt werden sollte, darauf hat man im Nachwuchsfußball scheinbar auch vergessen.

Aus Fehlern lernen

Doch nicht nur die Verantwortlichen im Nachwuchsbereich, müssten aus ihren Fehlern lernen, sondern auch die Nachwuchskicker selber. Ihnen sollte im Jugendbereich die Chance gegeben werden, Dinge auszuprobieren, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Viel zu oft werden sie aber gleich zurückgepfiffen, wie die Erfahrung zeigt. Die Jungkicker werden meist in ein taktisch fragwürdiges Korsett gepfercht, in dem sie eine bestimmte Rolle spielen müssen. „Einmal Verteidiger, immer Verteidiger“ scheint da die Devise zu sein. So werden Defensivspielern kaum offensive Fähigkeiten vermittelt und umgekehrt. Im Zeitalter des modernen Fußballs indem Universalkicker gefragt sind, ein absoluter Trugschluss.

Noch gravierender ist aber ein weiterer Fehler: Auch wenn Fußball ein Mannschaftssport ist, sollte im Nachwuchsbereich vor allem die Individualität gefördert werden. Leider wird aber viel zu viel Wert auf das Kollektiv gelegt, nicht selten brüsten sich Vereine mit den Erfolgen ihrer Nachwuchsteams, anstatt die Spieler individuell zu fördern. Dribblings scheinen mittlerweile ein Tabuthema zu sein, den Nachwuchskickern wird oft befohlen, sich am Endzweck zu orientieren und der Mannschaft unterzuordnen. Eine sehr fragwürdige Entwicklung, wenn man sich ansieht, dass es Österreich gerade an Kreativgeistern fehlt. Deshalb ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die meisten Offensivposten von Österreichern mit Migrationshintergrund eingenommen werden, die sich ob ihrer „Fußballkultur“ meist solchen Anweisungen widersetzen.

Philosophie der Klubs

Bei all diesen Punkten muss man auf jeden Fall die Philosophie der Klubs gründlich hinterfragen. Sollten sich die Klubs nicht eigentlich an ihrem Potenzial ausrichten, sprich ihr Glück in der eigenen Nachwuchsförderung suchen? Wenn man sich die Fußballklubs von Vorarlberg bis ins Burgenland so ansieht, dann fällt auf, dass dort wie da gar nicht so wenig Geld im Spiel ist. Bei genauerer Betrachtung fällt aber auch auf, dass ein Großteil des Budgets in die Taschen der Kampfmannschaftsspieler fließt, während der Nachwuchsbereich sehr stiefmütterlich behandelt wird. Wenn man sich anschaut, was ein normaler Nachwuchstrainer im Vergleich zu einem Kampfmannschaftspieler verdient, kann man diese Theorie leider nicht widerlegen.

Folglich finden sich nur wenige qualifizierte Trainer, die neben dem fachlichen Know-how auch das nötige Engagement mitbringen, um im Nachwuchs was zu bewegen. Unter diesem Gesichtspunkt ist es nicht weiter verwunderlich, dass der qualitative Output der Nachwuchsspieler darunter leidet und die Vereine wieder dazu neigen, Spieler von anderswo zu verpflichten. Eine Lösung dieser Misere wird aber erst dann eintreten, wenn die Verantwortlichen im Nachwuchsbereich ihre Fehler einsehen, einmal gründlich umdenken und der Ausbildung der Nachwuchskicker oberste Priorität einräumen.

Montag, 5. September 2011

Sie zogen einst in die Welt hinaus …

… um dann mit leeren Händen nach Hause zurückzukehren. Nicht wenige österreichische Nachwuchshoffnungen ereilte einst ein Lockruf von internationalen Vereinen, denen sie sofort erlegen waren. Die Liste jener die ihr Glück im Ausland im Ausland versuchten, ist lange, die Liste jener die es geschafft haben sich dort durchzusetzen, dagegen erschreckend kurz. Folglich gibt es eine große Anzahl an Fußballern deren Auslandsabenteuer als gescheitert gesehen werden können.

Stern des Südens

David Alaba ist eine Ausnahmeerscheinung. Nicht nur beim FC Bayern, sondern auch unter den österreichischen Nachwuchsspielern. Er hat gezeigt, dass man mit Talent und Wille sehr viel erreichen kann und sogar bei einem internationalen Großklub zu seinen Einsatzminuten kommen kann und das trotz seines noch jungen Alters. Seine Bilderbuchkarriere sollte man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Mit 15 schon Stammspieler bei den Austria Amateuren in der Ersten Liga, im gleichen Alter als jüngster Spieler aller Zeiten auf der Bank in der Bundesliga Platz genommen, sofort von den Bayern geholt, dort gleich einmal ein paar Nachwuchsstufen übersprungen, Top-Leistungen in der 3. Liga gebracht, in der Bundesliga und Championsleague als jüngster Spieler aller Zeiten bei den Bayern debütiert und diesen Rekord dann auch noch bei der österreichischen Nationalmannschaft wiederholt. Einfach Wahnsinn. Er könnte noch einen Segen für unseren Fußball sein, denn er ist unbestritten ein Jahrhunderttalent.

Genau darin liegt sein Erfolgsgeheimnis: Er ist eben ein Jahrhunderttalent und nicht wie die meisten anderen österreichischen Auslandsnachwuchskicker nur einer der besseren eines Jahrganges. Folglich konnten sich neben Alaba nur sehr wenige Österreicher wirklich im Nachwuchs eines ausländischen Vereines durchsetzen: Stranzl ist wohl der nächstbessere Kicker, dann kommen mit Abstrichen Baumgartlinger, Beichler, Salmutter und Prager, die über den Umweg Heimat im Profifußball Fuß gefasst haben.

Der hot woin sei Glick probiern

Kennen Sie noch Volkan Kahraman? Er ist ein Paradebeispiel für eine verkorkste Karriere. Einst vom Nachwuchs der Wiener Austria zu Feyenoord Rotterdam in die große weite Welt hinausgezogen, um nach einigen Lehrjahgen – oder waren es Leerjahre – nach Österreich zurückzukehren, um dann ganz kurz für Furore zu sorgen eher er sich sang und klanglos wieder in die Weiten des Amateurfußballs zurückgezogen hat. Mit 31 Jahren hat er es immerhin auf stolze 19 Vereinswechsel gebracht. Seine Fußballschuhe schnürt er aktuell bei Besiktas, jedoch nicht beim Großverein aus Istanbul, sondern dem Namensvetter aus Wien der irgendwo im Wiener Unterhaus herumkrebst.

Doch er ist nicht der einzige, der scheinbar alles falsch gemacht hat: Sascha Pichler sollte einst die Lücke in Österreichs Sturm füllen, die Toni Polster hinterlassen hatte. Die Hoffnung war groß, sein Talent auch. Bei der U-17 EM sogar Torschützenkönig geworden, ging es steil bergauf mit dem Jungspund. Im Alter von nur 16 Jahren unter Christoph Daum sein Debut in der einstigen Millionentruppe der Austria gefeiert, Hals über Kopf in Bella Italia verliebt und ohne zu zögern zum AC Florenz gewechselt. Der italienische Charme verpuffte aber sehr schnell, wovon nicht nur viele leidgeprüfte Frauen ein Lied singen können. Nach einem 2-jährigen erfolglosen Gastspiel ohne jegliche Einsätze in der Kampfmannschaft, zog er die Reißleine und wechselte zum LASK. Auch dort war Sand im Getriebe, den wenigen Einsatzminuten in Kampfmannschaft standen dagegen viele in bei den Amateuren in der Landesliga gegenüber. Heute kickt er immerhin in der Regionalliga, wo er es letzte Saison sogar auf 6 Tore gebracht hat.

Diese beiden Negativ-Paradekarrieren sollten eigentlich ein warnendes Beispiel für so machen Jungkicker sein, sind es aber leider nicht.

Ein Lied mehr zur Lage der Nation

Doch wie sieht es aktuell mit unseren Nachwuchshoffnungen aus? Nicht wenige können ganze Trauerarien singen. Mittelstürmer Phillip Prosenik zum Beispiel: Bei Rapid am Sprung zur Kampfmannschaft gestanden – der nach den Transfers des Sturmduos Hoffer-Maierhofer wohl nur eine Frage der Zeit gewesen wäre – vom großen Namen Chelsea blenden lassen und nach London übersiedelt. Zwischenzeitlich hat es der Stürmer dort auf 9 Einsätze (nur 2 von Anfang an) im Nachwuchs gebracht und dabei auch nur ein mageres Tor geschossen. Gegenüber österreichischen Medien gibt er sich aber stets zuversichtlich, dass er dort seinen großen Durchbruch schaffen wird – keep on living in a dream world. 

Ähnlich große Töne spuckt auch Christoph Knasmüller. Die Wiener Austria war ihm einst nicht gut genug und so wechselte er zum großen FC Bayern. Dort wurde ihm sogar außerordentliches Talent, allerdings auch mangelnde Professionalität von Nachwuchsexperten Hermand Gerland attestiert. Weil es eben an der Einstellung haperte, fiel er an der Säbener Straße bald in Ungnade, doch Supertalent Knasmüller hatte schon einen Plan B in der Tasche und wechselte sensationell zu Inter Mailand. Natürlich wird er dort für die Kampfmannschaft aufgebaut, war aus seinem Mund zu hören. Ex-Inter-Legnionär Schneckerl Prohaskas Meinung fiel schon damals weniger optimistisch aus, sein Fazit war sehr kurz: Wer in der Gazzetta dello Sport bei den Transfers nicht aufscheint, der wird auch nicht für die Kampfmannschaft verpflichtet, war aus seinem Mund zu hören. Er sollte Recht behalten, nach einem Kurzgastspiel in der Modestadt befand sich „Knasi“ bis vor kurzem auf Vereinssuche und heuerte vor ein paar Tagen in der zweiten Deutschen Liga bei Ingolstadt an – vielleicht wird’s ja diesmal was mit der Kampfmannschaft.

Doch falls es die beiden tröstet, sie befinden sich in guter Gesellschaft und teilen ihr Schicksal mit den meisten anderen Exil-Nachwuchshoffnungen, die nicht aus den Fehlern ihrer Vorgänger lernen wollen …