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Donnerstag, 8. September 2011

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr!

Nun ist es leider traurige Gewissheit, unser Nationalteam hat zum sechsten Mal in Folge die Qualifikation für ein Großereignis verpasst. Damit befindet sich unser Fußball nun schon seit den 90ger Jahren des letzten Jahrtausends in der Bedeutungslosigkeit. Dass man sich aufgrund dieser traurigen Serie nicht mehr länger auf den Zufall oder das Pech ausreden kann, sondern eine Ursachenforschung betreiben muss, liegt auf der Hand (siehe auch Ursachenforschung Teil 1 „Talente die zu früh ins Auslandwechseln“). Teil 2 beschäftigt sich mit der Nachwuchsarbeit an sich:

Die ersten Schritte am Fußballplatz

Nicht selten kommt es vor, dass die Kinder früh vom Vater auf den Fußballplatz geschickt werden, weil er sich damit den Kindheitstraum erfüllen will, der ihm verwehrt wurde, nämlich Profifußballer zu werden. Dies ist mit Sicherheit die falsche Motivation. Fußball ist ein Spiel, es sollte Spaß machen, man sollte es gern und aus freien Stücken spielen und nicht, weil man dem Herrn Papa damit einen Gefallen tun will. Leider geht aber dieser Spaß oft schon sehr früh verloren. Dazu braucht man sich nur ein Nachwuchsspiel ansehen, wo schon bei den 10-jährigen von den Erwachsenen Gehässigkeiten geschürt werden, als ginge es um Leben oder Tod, was bei Duellen zwischen FC Kikritspotschn und Union Hinterdupfing an Lächerlichkeit kaum noch zu überbieten ist.

Doch diese gelebte Gehässigkeit ist bei weitem nicht der einzige Fehler, der im Nachwuchsbereich gemacht wird: Neben der Vermittlung von Freude am Fußballspiel ist es sehr entscheidend, dass man den Kindern früh die Grundlagen des Sports beibringt. Gewisse Dinge wie Körperkoordination kann man nur in jungen Jahren richtig lernen, deshalb sollte man auch so früh wie möglich damit beginnen, diese Fähigkeiten zu lehren. Die weiteren Dinge die einem Nachwuchskicker Step by Step beigebracht werden müssen, sind Teamgeist und technische Fähigkeiten. Kampfgeist und Kondition dagegen sollten dagegen erst im Jugendalter forciert werden und damit den Übergang zum Erwachsenenalter markieren. Leider ist im österreichischen Nachwuchsfußball oft genau das Gegenteil der Fall und es werden damit Fehler begangen, die im Nachhinein irreparabel sind. Dass Taktik im modernen Fußball immer wichtiger wird und deshalb schont im Nachwuchs gelehrt werden sollte, darauf hat man im Nachwuchsfußball scheinbar auch vergessen.

Aus Fehlern lernen

Doch nicht nur die Verantwortlichen im Nachwuchsbereich, müssten aus ihren Fehlern lernen, sondern auch die Nachwuchskicker selber. Ihnen sollte im Jugendbereich die Chance gegeben werden, Dinge auszuprobieren, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Viel zu oft werden sie aber gleich zurückgepfiffen, wie die Erfahrung zeigt. Die Jungkicker werden meist in ein taktisch fragwürdiges Korsett gepfercht, in dem sie eine bestimmte Rolle spielen müssen. „Einmal Verteidiger, immer Verteidiger“ scheint da die Devise zu sein. So werden Defensivspielern kaum offensive Fähigkeiten vermittelt und umgekehrt. Im Zeitalter des modernen Fußballs indem Universalkicker gefragt sind, ein absoluter Trugschluss.

Noch gravierender ist aber ein weiterer Fehler: Auch wenn Fußball ein Mannschaftssport ist, sollte im Nachwuchsbereich vor allem die Individualität gefördert werden. Leider wird aber viel zu viel Wert auf das Kollektiv gelegt, nicht selten brüsten sich Vereine mit den Erfolgen ihrer Nachwuchsteams, anstatt die Spieler individuell zu fördern. Dribblings scheinen mittlerweile ein Tabuthema zu sein, den Nachwuchskickern wird oft befohlen, sich am Endzweck zu orientieren und der Mannschaft unterzuordnen. Eine sehr fragwürdige Entwicklung, wenn man sich ansieht, dass es Österreich gerade an Kreativgeistern fehlt. Deshalb ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die meisten Offensivposten von Österreichern mit Migrationshintergrund eingenommen werden, die sich ob ihrer „Fußballkultur“ meist solchen Anweisungen widersetzen.

Philosophie der Klubs

Bei all diesen Punkten muss man auf jeden Fall die Philosophie der Klubs gründlich hinterfragen. Sollten sich die Klubs nicht eigentlich an ihrem Potenzial ausrichten, sprich ihr Glück in der eigenen Nachwuchsförderung suchen? Wenn man sich die Fußballklubs von Vorarlberg bis ins Burgenland so ansieht, dann fällt auf, dass dort wie da gar nicht so wenig Geld im Spiel ist. Bei genauerer Betrachtung fällt aber auch auf, dass ein Großteil des Budgets in die Taschen der Kampfmannschaftsspieler fließt, während der Nachwuchsbereich sehr stiefmütterlich behandelt wird. Wenn man sich anschaut, was ein normaler Nachwuchstrainer im Vergleich zu einem Kampfmannschaftspieler verdient, kann man diese Theorie leider nicht widerlegen.

Folglich finden sich nur wenige qualifizierte Trainer, die neben dem fachlichen Know-how auch das nötige Engagement mitbringen, um im Nachwuchs was zu bewegen. Unter diesem Gesichtspunkt ist es nicht weiter verwunderlich, dass der qualitative Output der Nachwuchsspieler darunter leidet und die Vereine wieder dazu neigen, Spieler von anderswo zu verpflichten. Eine Lösung dieser Misere wird aber erst dann eintreten, wenn die Verantwortlichen im Nachwuchsbereich ihre Fehler einsehen, einmal gründlich umdenken und der Ausbildung der Nachwuchskicker oberste Priorität einräumen.

1 Kommentar:

  1. Hier ein Beispiel für ein meiner Meinung nach sehr sehr gelungenes Nachwuchskonzept: http://fortuna-koeln.de/FK2009/?page_id=49

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