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Freitag, 9. September 2011

Leichte ausländische Spezialitäten oder deftige Hausmannskost?


Die Fehler die im Nachwuchsbereich gemacht werden (Siehe Ursachenforschung Teil 1 und Teil 2) sind mit Sicherheit nicht die einzigen, die dafür verantwortlich sind, dass unser Fußball nicht besser ist, als wir es gerne hätten. Gerade beim Übergang vom Jugendbereich in die Kampfmannschaft werden weitere große Fehler gemacht:

Wo ein Wille da ein Weg

Zu aller erst muss man natürlich beim Spieler selbst ansetzen, denn wie heißt es so schön: „Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied!“ Doch leider lässt die Einstellung so manches Nachwuchskickers sehr zu wünschen übrig. Oftmals strotzen schon die jungen BNZ-Kicker gerade so vor Selbstvertrauen und Starallüren. Kein Wunder, dass sich diese dann nicht wie gewünscht weiterentwickeln, wenn sie schon in Jugendjahren viel zu zufrieden mit sich selber sind. Das bedingungslose Streben nach Erfolg, das man einfach braucht um ganz nach oben zu kommen, ist für viele ein Fremdwort. Deshalb bleiben die Jungkicker auch dann meist irgendwo in ihrer Entwicklung stecken, während andere mit viel weniger Talent diese Motivation mitbringen und infolgedessen ihren Weg machen. Die Herren Stranzl, Scharner und Pogatetz untermauern diese Theorie. Dies ist natürlich nur die eine Seite der Medaille, dass es am Spieler selbst liegt, ob er eine erfolgreiche Karriere macht oder nicht. Nichts desto trotz ist es aber vor allem die Aufgabe der Vereine, diese Spieler zu formen, auf sie einzuwirken und sie somit an die Kampfmannschaft heranzuführen, wobei wohl genau da die meisten Fehler gemacht werden.

Der Kellner vom Plattensee als Chancentod

Der aktuelle Kandidat für den österreichischen Teamchef Posten überraschte einmal mit folgender Aussage: "Der österreichische Fußball ist sukzessive in eine schwierige Situation geschlittert, weil sehr viele durchschnittliche Ausländer gekauft worden sind. Da fahren Vereinspräsidenten an den Plattensee auf Urlaub und bringen sich dann vier Kellner mit." Zwar sind diese Zeiten etwas vorbei und der Ausländeranteil ist von Jahr zu Jahr gesunken, dennoch hat unser Fußball bis heute mit den Folgen zu Kämpfen. Gerade bei den finanziell besser situierten Vereinen ist erkennbar, dass sie nur wenig Mut dazu haben, ihre Nachwuchstalente ins kalte Wasser zu werfen, als es bei den kleineren Vereinen der Fall ist. Gerade bei Ligakrösus Salzburg (bzw. Stronach’s Austria) war das in den letzten Jahren am deutlichsten zu sehen, dass sie zwar viel Geld in die Ausbildung der Nachwuchsspieler stecken, ihre Ansprüche aber einfach zu hoch sind, um das Experiment zu wagen, ihren Nachwuchstalenten eine ernsthafte Chance in der Kampfmannschaft zu geben, um sich dort zu beweisen.

Dies könnte eine mögliche Erklärung dafür sein, dass wir zwar bis zur U20 international durchaus mithalten können, aber dann immer weiter zurückfallen, weil sie den Sprung in die Kampfmannschaft einfach versäumen. Ein weiterer Grund könnte auch jener sein, dass die Jungkicker viel zu lange bei den 1B Teams schmoren, wo sie unter gleichaltrigen behäbig und geschützt aufgebaut werden, anstatt dem Konkurrenzkampf der „Ersten“ ausgesetzt zu werden. Es mag zwar sein, dass sich diese Aussage auf den ersten Blick etwas mit dem Absatz 1 widerspricht, bei genauerer Betrachtung tut es das aber nicht: Dabei geht es nämlich in erster Linie darum, dass sich die Nachwuchsspieler nur dann wie gewünscht weiterentwickeln können, wenn sie unter einer Konkurrenzsituation beweisen müssen, bei der sie eine ernsthafte Chance haben, sich durchzusetzen. Zu dieser Erkenntnis sind die Wiener Großklubs Austria und Rapid bereits gelangt, sie verleihen immer mehr Nachwuchstalente (Übersicht über ihre Leihgaben) an kleinere Vereine. Diese können sich dort ihre Sporen verdienen, um als gestandene Spieler zu ihren Stammvereinen zurückzukehren.

Ein spieltheoretischer Ansatz

Dass der Weg in die Kampfmannschaft meist ein steiniger ist, liegt auf der Hand. Die Vereine sollten es den Spielern dabei aber weder zu leicht machen, noch ihnen unnötige Hürden in den Weg stellen. Die angesprochenen Kooperationen mit kleineren Ausbildungsvereinen ist nur eine Möglichkeit einer kleinen Hilfestellung. Allgemein liegt es wiederum am Kaufverhalten, das nicht nur die Wirtschaft sondern auch den Fußball steuert. Die Vereine sollten sich bewusst sein, welche Signale sie mit ihrer Transferpolitik setzen. Als Positivbeispiel könnte man hier Sturm Graz erwähnen, die in finanziell schweren Zeiten aus der Not eine Tugend machten, und mit großem Erfolg auf ihre Nachwuchskicker setzten. Damit haben sie ein Exempel statuiert, das immer mehr Nachahmer findet.

Doch leider hielten sich nicht alle an diesen fairen Wettbewerb, indem sie ihr Glück zuerst im eigenen Nachwuchs suchten. Speziell bei den Vereinen die in Abstiegssorgen geraten sind, war ein deutlicher Trend dazu zu erkennen, dass sie wieder vermehrt zweite- oder dritte Wahlspieler aus dem Ausland holten (siehe zB.: Transferpolitik Altach bzw. LASK . Mit diesen Panikkäufen die meist im Winter getätigt wurden, versuchten sie mit aller Gewalt die Klasse zu halten und zwangen damit auch ihre Konkurrenten zum Handeln, die ebenfalls wenig talentierte Leute aus dem Ausland holten und sie den einheimischen Spielern vorsetzen. Darunter litt wiederum die Qualität der Bundesliga zunehmend, was auch an der meist destruktiven Spielweise dieser Klubs lag.

Rustikale einheimische Kost ist kein Exportschlager

„Was ist Härte?“ hatte Helmut Qualtinger einst gefragt und seine rhetorische Frage folgendermaßen beantwortet: „Kapfenberg gegen Simmering!“ Diese Aussage verstand er als Seitenhieb auf das fußballerische Kräftemessen der beiden Klubs, die weniger ob ihrer technischen Fähigkeiten, als durch ihre harte Spielweise auffielen. Diese Aussage ist auch insofern heute noch von Bedeutung, als der Fußball und damit die österreichische Liga einfach von der Konkurrenz lebt und im besten Fall auch profitiert. Leider wird es nicht alleine ausreichen, die einheimischen Talente im Profifußball besser zu integrieren bzw. eine bewusstere Transferpolitik zu machen, ohne die Spielweise zu verändern. Nur wenn das Niveau der Spiele gehoben wird, werden unsere Spieler und Vereine davon profitieren und damit besser mit der internationalen Konkurrenz mithalten können. So lange sich aber bestimmte Klubs rein über den Kampf und einer destruktiven Spielweise den Klassenerhalt sichern, so lange wird auch unsere Liga - und in weiterer Folge das Nationalteam - stagnieren.

Die logische Konsequenz die sich daraus ableitet, ist jene, dass unsere Vereine folglich ihre Müh und Not damit haben, bei internationalen Vergleichen mitzuhalten. Das nächste Problem ist aber wiederum, dass gerade die Spieler dieser Vereine im Schaufenster stehen und sich somit für einen internationalen Transfer empfehlen könnten, wovon der österreichische Fußball wieder immens profitieren könnte. Fasst man all diese Erkenntnisse zusammen, dann sieht man wie viele Faktoren den Erfolg des heimischen Fußball im In- und Ausland beeinflussen und weshalb wir besser heute als morgen Maßnahmen zur Verbesserung einleiten müssen, um unseren Fußball jenen Stellwert zukommen zu lassen, den er unserer Meinung nach haben sollte.

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